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Mary Jane 2025 „Cannabis Clubs: Die unsichtbare Säule der Legalisierung?

  • CAD

Berlin, 23. Juni 2025 – Auf der größten Cannabis-Messe Deutschlands wurde deutlich, was sich bereits seit Monaten abzeichnet: Die öffentliche Wahrnehmung von Cannabis dreht sich zunehmend um medizinische Versorgung, Plattformlogik und wirtschaftliche Skalierbarkeit – während Anbauvereine bzw. Cannabis Social Clubs (CSCs) als nicht-kommerzielle Versorgungsstruktur systematisch ausgeblendet werden.

Von gemeinschaftlich zu gewinnorientiert

Die Mary Jane 2025 stand ganz im Zeichen der Medikalisierung: Apotheken, Telemedizinanbieter und plattformbasierte Rezepte dominierten sowohl die Messehallen als auch das Bühnenprogramm.

Cannabis Clubs, die nach § 9 ff. des Konsumcannabisgesetzes (KCanG) bundesweit als legale, gemeinschaftlich organisierte Versorgungsstruktur aufgebaut werden, fanden kaum bis gar keine Beachtung – obwohl sie hunderttausende Konsument:innen abseits des kommerziellen oder illegalen Marktes legal versorgen sollen.

Kein Profit, kein Platz: Warum Clubs systematisch ausgeschlossen werden

Zwar wurde das Thema „Anbauvereinigungen“ mehrfach im Konferenzprogramm der Mary Jane 2025 behandelt – doch kein einziger Beitrag wurde von aktiven Cannabis Clubs selbst gestaltet oder moderiert.

Stattdessen wurden die Slots vollständig durch geschäftlich orientierte Einzelpersonen, Plattformvertreter oder dem Branchenverband für Cannabiswirtschaft (BvCW) besetzt.

➡️ Diskussionen über die Zukunft von Anbauvereinen fanden ohne aktive Anbauvereine statt.
➡️ Was als „Säule der Cannabisversorgung“ angekündigt wurde, blieb auf der Bühne eine Simulation von Teilhabe – ohne Teilhabe.

Die systematische Unsichtbarmachung nicht-kommerzieller Akteure fand also nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich statt. Die Mary Jane ist damit ein Spiegelbild der Teillegalisierung: Legal ist gewünscht – aber nur, wenn’s sich lohnt.

Verdrängte Realität: Telemedizin wird ab Herbst 2025 eingeschränkt

Ab dem 1. September 2025 gelten neue Anforderungen an die Verschreibung von medizinischem Cannabis über Telemedizin. Laut aktualisierter Vorgaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) darf eine Erstverordnung rezeptpflichtiger Arzneimittel – also auch von medizinischem Cannabis – nicht mehr rein formularbasiert erfolgen.

👉 Künftig ist bei neuen Patient:innen ein strukturierter ärztlicher Erstkontakt erforderlich – etwa in Form eines persönlichen oder videobasierten Gesprächs. Reine Online-Fragebögen sind dann nicht mehr ausreichend.

Diese praxisrelevante Änderung war auf der Mary Jane kaum Thema. Weder auf der Bühne noch an den Ständen der Telemedizin-Plattformen wurde offen über die neue Rechtslage informiert.

➡️ Viele Konsument:innen wissen nicht, dass sie ab Herbst nicht mehr auf die gewohnte „Rezept per Klick“-Lösung zurückgreifen können – und könnten ohne Zugang dastehen.

Symbolik der Messe: Kein Raum für Clubs – im wörtlichen Sinne

Bei Temperaturen von über 35 Grad, ohne Rückzugsorte oder Schattenflächen, wurde auch symbolisch sichtbar,
wie wenig Raum Cannabis Clubs in der Branche bekommen.

Kein Infostand. Kein Programmpunkt in eigener Hand. Keine Podienbeteiligung. Dabei ist der Aufbau von Anbauvereinen seit dem 1. Juli 2024 gesetzlich erlaubt – geregelt in den §§ 9 bis 22 CanG. Doch: Sie dürfen keine Werbung machen, keine Gewinne erzielen und keine Sponsoren annehmen – was ihre Teilnahme an wirtschaftlich organisierten Messen faktisch ausschließt.

Gerade jetzt – vor der Einschränkung des medizinischen Zugangs – wären Cannabis Clubs als legale, gemeinschaftliche Alternative besonders wichtig gewesen.

Fazit des CAD: Legalisierung braucht mehr als Plattformen

Die Mary Jane 2025 war keine Bühne für Cannabis Clubs – aber sie hat deutlich gezeigt, wie dringend sie gebraucht werden.

Wir als Cannabis Anbauvereinigungen Deutschlands e.V. (CAD) fordern:

Strukturelle Sichtbarkeit für nicht-kommerzielle Versorgungsmodelle auf Branchenevents
📣 Transparente Aufklärung über bevorstehende Gesetzesänderungen – z. B. zur Telemedizin
💬 Mehr Raum für soziale, gemeinschaftsbasierte Versorgungskonzepte – jenseits von Businesslogiken

Cannabis Social Clubs sind die unsichtbare Säule der Legalisierung.

Sie stehen für das, was viele sich von der Gesetzesreform erhofft haben:
✔ Rechtssicherheit
✔ Teilhabe
✔ Solidarität
✔ Unabhängigkeit vom kommerziellen Markt

Doch solange „kein Gewinn“ gleichbedeutend mit „kein Platz“ bleibt, werden Anbauvereine zwar gesetzlich legitimiert, aber ökonomisch systematisch ausgeschlossen.